In Diskussionen erlebe ich immer noch Menschen, die sich selbst nach Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima von Politikern die vermeintliche Sicherheit unserer Atomkraftwerke einreden lassen. Das mittlerweile in der Flut stehende Atomkraftwerk in Fort Calhoun, Nebraska, USA zeigt aktuell und deutlich die Diskrepanz zwischen geplanter Sicherheit und den Unwägbarkeiten der Natur.
Im Herbst 2010 hat die NRC (Nuclear Regulatory Commission) in einem Bericht mangelnde Sicherheit im Fall einer Überschwemmung festgestellt: “…failure to have adequate procedures to protect the intake structure and auxiliary building from a flood”
Im März dieses Jahres erklärt der Geschäftsführer Gary Gates von der Firma Omaha Public Power District, die den Reaktor betreibt: “We updated our flood protection strategy and have tested and re-tested our new strategy. The issue is operationally resolved, and at no time was there a threat to public safety or was public health at risk.”
Mittlerweile stehen die Fluten des Missouri bis an die eilig heran geschafften Sandsäcke, die zum Schutz des Kraftwerks rund um den Reaktorgebäuden einen provisorischen Damm bilden. Durch einen Brand in einem Verteilerraum setzte vor 10 Tagen die Kühlung der Abklingbecken für ausgediente Brennstäbe für mehr als eine Stunde aus. Die Abklingbecken befinden sich im Erdgeschoss und kämen in Kontakt mit Flusswasser, falls der Pegel des Missouri erheblich steigt. In den Abklingbecken des Kraftwerks werden abgebrannte Brennstäbe aus allen Atomkraftwerken in Nebraska gesammelt und dauerhaft gelagert.
Momentan besteht keine unmittelbare Gefahr, alles läuft nach bereits vorbereiteten Plänen ab. Richtig schlimm wird die Lage erst bei zusätzlich auftretenden Problemen wie Stromausfall, ausfallenden Pumpen oder einem Terrorangriff. Die Sicherheit von Atomkraftwerken wird immer mit redundanten Systemen begründet, welche in einem solchen Fall nicht mehr vollständig angenommen werden kann. Ich würde an Stelle der Anwohner meine Sachen packen und mir einen sicheren Wohnort suchen.
Hoffen wir, dass die Verantwortlichen die Lage auch in den nächsten Wochen der Flut im Griff behalten, sowohl in Fort Calhoun als auch in der Cooper Nuclear Station, die sich in einer sehr ähnlichen Lage befindet.